Von Befreiung keine Spur. Kritische Perspektiven auf die Konflikte um den Donbass und die Krim
Über 9000 Tote im Verlauf der bewaffneten Auseinandersetzungen im Donbass, der Verlust der Krim an Russland und wenig vielversprechende Bemühungen der ukrainischen Regierung im Kampf gegen die allseits präsente Korruption haben die Aufbruchsstimmung während des Maidan in vielen Teilen der Ukraine längst einer Ernüchterung weichen lassen. Gleiches gilt auch für Regionen der Ukraine mit relevanten prorussischen Stimmungen in der Bevölkerung, wie die Krim und die sogenannten «Volksrepubliken» im Donbass. Nach dem ersten Befreiungsschlag blieb die erwartete Befreiung aus. Trotz der zeitlich wachsenden Distanz fühlen sich viele Menschen in der Ukraine nach wie vor von den gesellschaftspolitischen Ereignissen überwältigt und es fällt ihnen schwer nachzuvollziehen, was eigentlich geschehen ist. Pragmatische Überlebensstrategien gehen dabei einher mit abstrakten individuellen Erklärungsmustern. Sobald unterschiedliche Einschätzungen des Konflikts aneinandergeraten kochen die Emotionen in der durch und durch polarisierten ukrainischen Gesellschaft dennoch oder gerade deshalb weiter hoch. Und immer wieder holt einen bei der Betrachtung der Zustände im Land die Vergangenheit ein — es fragt sich nur welche.
Ukrainische Autorinnen und Autoren, und in einem Fall eine russische Autorin, die den bewaffneten Konflikt im Osten der Ukraine ausgiebig beobachtet hat, gehen in ihren Beiträgen Fragen nach, die für die Menschen vor Ort existenzielle Bedeutung haben: ökonomisches Überleben unter Krisenbedingungen, Arbeitskonflikte, den Verbleib der Machteliten, die Einhaltung grundlegender Rechte und Freiheiten, massenhafte Flucht aus den von der Kiewer Zentralregierung nicht mehr kontrollierten Gebieten. Zwei Texte widmen sich zudem der ukrainischen extremen Rechten und beziehen dabei ganz entgegen der im deutschsprachigen Raum üblichen Lesart auch den » nur der Bezeichnung nach — «antifaschistischen» Nationalismus im Osten der Ukraine ein.
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