Dienst nach Vorschrift

Moskauer Ärzte wehren sich gegen Überforderung des Personals und Wartezeiten für Patienten
Die staatliche Gesundheitsversorgung in Russland, für Patienten kostenlos, gerät zunehmend unter das Diktat von Sparauflagen. Nicht nur Patienten leiden darunter, sondern auch Ärzte.

Knapp drei Monate dauerte es bis zur ersten offiziellen Disziplinarmaßnahme. Jekaterina Tschatskaja, die als Gynäkologin an einer Moskauer Poliklinik praktiziert, wurde Mitte Juni zur medizinischen Aufsichtsbehörde zitiert. Die Ärztin nimmt seit dem 24. März an einem unbefristeten Arbeitskampf der Basisgewerkschaft »Aktion« teil, den diese in sieben Moskauer Polikliniken führt — unter der Devise »Dienst nach Vorschrift«. Als Vorwand für die Vorladung diente eine von ihr eingereichte Beschwerde. Wegen mangelnder Kapazitäten der örtlichen Poliklinik sehe sie sich außerstande, Frauen in den ersten Schwangerschaftsmonaten zu einer Ultraschalluntersuchung zu überweisen. Die Wartezeiten ziehen sich über — aus medizinischer Sicht kostbare — Wochen. Jekaterina Tschatkskaja beginnt ihren Arbeitstag früher, als sie verpflichtet ist, und beendet ihn später, um ihre Patientinnen zu versorgen. Ihr Arbeitgeber und die Behörde wissen das; trotzdem wollen sie die Ärztin nun zurechtweisen. Mit der absurden Anschuldigung, sie habe ihre Patientinnen gar nicht über die Möglichkeit kostenloser Ultraschalluntersuchungen informiert.

nd

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