«Tag der Volkseinheit» — die Russen marschieren

In Russland befindet sich die gesamte Opposition zum Kreml seit geraumer Zeit in der Krise. Dieser Prozess macht auch vor der radikalen rechten Szene keinen Halt. Am diesjährigen «russischen Marsch» im Moskauer Stadtteil Ljublino am 4. November, dem «Tag der Volkseinheit», beteiligten sich gerade mal 800 Rechte, wobei etwa ebenso viele Polizisten vor Ort waren. Einige der bis dato führenden Figuren der rechten Szene befinden sich in Haft oder stehen, wie Dmitrij Djomushkin, vormals Slawischer Bund, später einer der Gründer der verbotenen Bewegung «Russkije», unter Hausarrest. Das Thema Repression nahm beim diesjährigen «Marsch» dementsprechend einen großen Raum ein, ebenso Kritik an der russischen Regierung, darunter auch an deren Sozialpolitik und der allgegenwärtigen Korruption.

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Nationalsozialimus — Kampf für einen neuen Staat

In Ljublino marschierte hauptsächlich der Teil jener russischen radikalen Rechten, der mit der Protestbewegung in der Ukraine sympathisiert. Im Westen von Moskau fand etwa zeitgleich ein «russischer Marsch ohne «Liberasten» (verächtliches Wort für Liberale), Kremlanhänger und Bandera-Sympathisanten statt, an dem etwa 320 Personen teilnahmen. In Ljublino zog die meiste Aufmerksamkeit ein schwarzer nationalsozialistischer Block auf sich, der den wohl geringsten Altersdurchschnitt aufzuweisen hatte. Dort war auch der Hitlergruß zu sehen, obwohl die Veranstalter peinlichst drauf bedacht waren, solche Exzesse nicht zuzulassen. Einen Mann nahm die Polizei wegen Tragens einer — in Russland nicht verbotenen — ukrainischen Fahne fest. Auf der folgenden Kundgebung wurde Kritik laut an einem geplanten Gesetz über eine «russländische Nation». Neonazis und radikale Nationalisten wollen Russen sein und lehnen ein Konzept ab, das nicht allein auf ethnisch definierten Grundsätzen basiert.

ute weinmann

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«Putin ist ein Heimatverräter und Feind des russischen Volkes» steht auf dem Plakat.

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Die Anhänger von Igor Strelkow, dem ehemaligen «Held vom Donbass», begehen den 4. November mit einer eigenen Kundgebung.

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Links im Bild Strelkow. Mit der Zuordnung ihrer Vorbilder nehmen es seine Anhänger nicht so genau. Der russische Philosoph Nikolaj Berdjajew, hier vor einer sowjetischen Flagge abgebildet, wurde noch vor der offiziellen Gründung der UdSSR ausgewiesen und verbrachte seinen Lebensabend in der Emigration.

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