Zweimal lebenslänglich, eine Haftstrafe von 24 Jahren und ein Freispruch. Damit ging in Moskau ein Gerichtsprozess gegen eine Gruppe Neonazis seinem Ende entgegen, der so manche aufschlussreichen Details über einzelne Tathergänge an die Oberfläche brachte, die heikle Schlüsselfrage nach den dahinter stehenden politischen Zusammenhängen jedoch weitgehend ausblendete. Allzu viel Aufklärung durfte man sich in dieser Hinsicht von Anfang an nicht erwarten, dabei hätte gerade die „Kampforganisation russischer Nationalisten“, abgekürzt BORN, das Zeug zum Lehrstück über „gelenkten Nationalismus“ gehabt, analog zum Demokratieverständnis der russischen Elite zu Beginn der 2000er Jahre. Verbindungen der russischen Neonaziszene in den Polizeiapparat sind Teil des Genres, aber BORN ging wesentlich weiter. Die Anführer der ambitionierten Bande profitierten vom Interesse an der extremen Rechten im Kreml, der als Antwort auf die „orangene Gefahr“ des ersten Maidan die Neonaziszene in gewissen Grenzen gewähren ließ und einzelne Vertreter für das politische Establishment nutzbar machte.
Mit BORN schließt sich ein Kapitel der Geschichte der russischen Neonaziszene, das derzeit im Donbass um ein neues ergänzt wird. Читать далее