«Ändern lässt sich ohnehin nichts mehr»

Moskauer auf der Suche nach Überbleibseln des sowjetischen Sozialstaates und moderaten Preisen

Lenin blickt sein Gegenüber freundlich blinzelnd an. Sein Konterfei nimmt die gesamte Titelseite einer Zeitschrift ein, wie sie dieser Tage im ganzen Land erscheinen. Wer Wladimir Iljitsch partout keine Aufmerksamkeit schenken will, lässt ihn links liegen.
Wer nach der Abbildung des Revolutionärs Trotzki sucht, muss schon etwas genauer hinsehen. Der Zeitungsstand gegenüber dem Eingang zur Metro im Osten Moskaus ist neben der üblichen Klatschpresse und wenigen anspruchsvolleren Printmedien voller Sonderausgaben zum Hundertjährigen der Oktoberrevolution. Diese finden ihre Leser und Leserinnen, ohne zum Ladenhüter zu werden. Doch sind es eher die Älteren, die sich für historische Rückblicke erwärmen — und sei es nur aus nostalgischen Gründen.
»Ich selber habe eigentlich gar keine Meinung zu dem Ereignis«, sagt die Zeitungsverkäuferin. »Manche sagen, hätte die andere Seite gewonnen, wäre alles ganz anders verlaufen. Aber ändern lässt sich ohnehin nichts mehr»

ute weinmann

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