Die russische Regierung nutzt die Ablenkung durch die Fußballweltmeisterschaft, um ein umstrittenes Rentengesetz voranzubringen.
Ein Gespür für das richtige Timing ist das Mindeste, was man von einem Ministerpräsidenten erwarten sollte. Die russische Regierung unter Dmitrij Medwedjew legte den Termin für ihre Kabinettsdebatte über die lange geplante Rentenreform auf den Beginn der Fußballweltmeisterschaft. Am selben Tag, noch vor Anpfiff des ersten Spiels, fiel die Entscheidung. Vor der Sommerpause soll das Parlament den Gesetzentwurf diskutieren und dann im Herbst verabschieden. Anstatt sich mit den finsteren Aussichten einer in immer weitere Ferne schweifenden Rente zu beschäftigen, durfte sich die fußballbegeisterte Bevölkerung an fünf Siegestoren der russischen Sbornaja gegen die Nationalelf aus Saudi Arabien erfreuen. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer von 18 auf 20 Prozent ist obendrein beschlossene Sache. Am Folgetag vermeldete Regierungssprecher Dmitrij Peskow zur Sicherheit, dass sich Präsident Wladimir Putin nicht an den Diskussionen über die Rentenreform beteilige. Die Rolle des Buhmanns füllt traditionell Medwedjew aus. Читать далее