Protest ohne Plakate

Nach der Zerschlagung einer Massendemonstration besetzen russische Oppositionellen öffentliche Plätze in Moskau. Nur den Rasen darf niemand betreten.

Woodstock oder Bürgerkrieg? Auch wenn diese Zuspitzung nicht der Realität entspricht, werden Russlands Oppositionelle derzeit zu dieser Alternative befragt. Anders als noch vor wenigen Wochen wenden die Medien ihre Aufmerksamkeit allerdings auch neuen, bislang unbekannten Protagonisten der jüngsten Proteste zu. Das mag unter anderem daran liegen, dass einige der zu Oppositionsführern stilisierten Politiker in Moskau zu einem Ordnungsgewahrsam von zehn Tagen bis zwei Wochen verurteilt wurden. In jedem Fall aber zwingt dieser an sich wenig begrüßenswerte staatliche Eingriff die übrigen Teilnehmer der Proteste zur Selbstorganisation.

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Hungern gegen Wahlmanipulation

Im südrussischen Astrachan gab es bei der Bürgermeisterwahl Unregelmäßigkeiten. Dem unterlegenen linken Kandidaten gelang es, durch einen Hungerstreik darauf aufmerksam zu machen.

Während Moskauer Oppositionelle für den 6. Mai, einen Tag vor der geplanten Amtseinführung Wladimir Putins als Präsidenten, zu einem ambitionierten »Marsch der Millionen« aufrufen, steht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses im Moment ausnahmsweise nicht die Hauptstadt, sondern der südliche Rand Russlands. Genauer gesagt Astrachan an der unteren Wolga, wo ein paar Dutzend Aktivistinnen und Aktivisten gegen die vorherrschende Überzeugung unter Beweis stellen, dass entschlossener Widerstand Weniger gegen Wahlmanipulation Erfolg haben kann. Читать далее

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Dem Machtgefüge die Stirn bieten

Russland zwischen neuer Protestbewegung und einem alten neuen Präsidenten

Wer in Russland angesichts nach den Parlamentswahlen im Dezember unerwartet ausgebrochener Massenproteste mit einen schnellen Umschwung der Machtverhältnisse gerechnet hatte, irrte gewaltig. Enttäuschungen blieben nicht aus, zumal die neue Protestbewegung die Wiederwahl von Wladimir Putin keinesfalls verhindern konnte. Der ehemalige russische Präsident sicherte sich am 4. März eine erneute Amtszeit von nun sechs Jahren. Pessimisten gehen gar von zwölf Jahren aus, denn laut Verfassung darf ein amtierender Präsident einmal in Folge zur Wiederwahl antreten bevor er eine Pause einlegen muss. Aber bis dahin bleibt noch geraume Zeit, in der sich der Kreml auf neue Gegebenheiten und eine gewachsene Protestbereitschaft in der Bevölkerung einstellen muss. Читать далее

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Madonna und Moralapostel

Das vor kurzem in St. Petersburg verabschiedete Gesetz gegen »homosexuelle Propaganda« ist nur eines von vielen lokalen homophoben Gesetzen in Russland. Vor allem christliche Konservative versuchen, ihre reaktionäre Ideologie durch­zusetzen.

Um das Thema Homophobie wird in Russland nicht viel Aufhebens gemacht. Die wenigsten Menschen stellen ihre Ablehnung homosexueller Lebensweisen in Frage, erst recht nicht öffentlich. Dafür tun jene umso lauter ihre Meinung kund, die finden, ihre »tolerante Grundeinstellung« werde schamlos ausgenutzt. Denn wer sich offen für die rechtliche Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern einsetzt, wolle schließlich nichts anderes als provozieren. Anlass für derartige Kommentare boten in den vergangenen Jahren die regelmäßig scheiternden Versuche, legal gegen die Diskriminierung Homosexueller zu demonstrieren. Aber längst bleibt es nicht mehr bei Demonstrationsverboten. Читать далее

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Väterchen Frust hat viel zu tun

Nach den Wahlen in Russland gehen die Proteste gegen Wladimir Putin weiter. Eine Revolution scheint nicht in Sicht, die Opposition könnte sich aber parteiübergreifend mit streikenden Arbeiterinnen und Arbeitern verbinden.

»Wir haben in einem offenen und ehrlichen Kampf gewonnen.« Bei seiner Siegesrede vor mehreren Zehntausend Menschen, die sich am Sonntag nach Schließung der Wahllokale vor den Kremlmauern eingefunden hatten, bescheinigte Wladimir Putin, der alte und neue Präsident Russlands, seinen Wählerinnen und Wählern »politische Reife, Selbstständigkeit und Unabhängigkeit«. Sie hätten den Provokationen jener standgehalten, deren einziges Ziel darin bestehe, die russische Staatlichkeit zu untergraben und das Machtmonopol für sich zu beanspruchen. Bereits im Wahlkampf griff Putin zu Metaphern, die an Weltuntergangszenarien erinnerten. Putin wählen oder sterben, lautete die unzweideutige Botschaft. In Moskau mögen vergleichsweise wenige Menschen glauben, das große Vaterland sei von Feinden umzingelt, doch finden sich auch hier genügend, die alles Übel in Russland auf den Einfluss des US-amerikanischen Außenministeriums zurückführen. Читать далее

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Масленица — auf dem Revolutionsplatz in Moskau wird der politische Winter verabschiedet

Außer Oppositionellen tummelten sich am 26. Februar 2012 auf dem Moskauer Revolutionsplatz diverse Polizeieinheiten und Kosaken. Die staatlichen Uniformträger ließen sich von ihren freischaffenden Kollegen allerdings nicht überreden, diese an der Umzäunung vorbei auf den Platz zu lassen, wo Oppositionelle einen Revoltionsreigen tanzten.

Fotos: Ute Weinmann

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Glasnost im Gericht

Die russische Zeichnerin Viktoria Lomasko schildert in ihrer Graphic Novel »Verbotene Kunst« den Prozess gegen die Kuratoren der gleichnamigen Ausstellung.

Russland galt lange Zeit als eine Nation von Bücherwürmern. Menschen mit dicken Klassikern der russischen Literatur unter dem Arm prägten das Stadtbild, selbst in der vollen Metro konnte man ihnen begegnen. Verlage brachten ihre Bücher in Millionenauflage heraus und durften auf ein treues Lesepublikum vertrauen. Auch die bildende Kunst hatte ihren Platz im Alltag der russischen beziehungsweise sowjetischen Gesellschaft. Die nationalen Museen, die wahre Kunstschätze und imposante Bildergalerien beherbergen, konnten sich stets über hohe Besucherzahlen freuen, was auch an den erschwinglichen Eintrittspreisen lag. Wer sowjetisch sozialisiert ist, dem erscheinen das Lesen von Büchern und das kundige Betrachten von Bildern als Ausdruck einer kultivierten Existenz. Wort und Bild, Literatur und bildende Kunst sind nach diesem traditionellen Verständnis allerdings zwei völlig unterschiedliche Gattungen, die man auch gerne streng getrennt voneinander behandelt. Die Überschneidung von Literatur und bildender Kunst wie im Comic lässt den klassisch geschulten Betrachter zusammenzucken oder ruft bestenfalls ein abschätziges Lächeln hervor. Читать далее

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Nur Helden erwünscht

In Wolgograd, dem früheren Stalingrad, bleibt die Erinnerung an Schoa-Opfer umstritten

In wohl kaum einer anderen russischen Stadt ist der Zweite Weltkrieg heute so präsent wie in Wolgograd. Ihren vorherigen Namen Stalingrad legte die Stadt zwar bereits vor 50 Jahren ab. Doch die Schlacht um Stalingrad prägt nach wie vor das äußere Erscheinungsbild des von der Sowjetunion als »Heldenstadt« ausgezeichneten Ortes wie auch das Bewusstsein seiner Einwohner. Denkmäler und Erinnerungen an heldenhafte Soldaten und zahlreiche Opfer finden sich auf Schritt und Tritt. Gedanken an die Schoa kommen vor diesem Hintergrund gar nicht erst auf. Читать далее

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Свобода в клубах — Комитет 19 января

Комитет 19 января, международный День юного антифашиста и современное протестное движение в России. В каких колоннах антифашисты ходят на митинги и какие лозунги они используют? Опыт шествий 19 января и 4 февраля. Как беспартийные горожане реагировали на имперские флаги и националистические лозунги? Как поэты-активисты провели день юного антифашиста? На каких условиях националисты могли бы участвовать в широком гражданском движении?

Александр Черкасов, член правления Общества «Мемориал»; Надежда Прусенкова, журналист «Новой газеты»; Александр Бикбов, социолог; Влад Тупикин, главный редактор газеты «Воля»; Утэ Вайнманн, политолог; поэты и общественные активисты Кирилл Медведев и Александр Дельфинов

http://www.svobodanews.ru/audio/BroadcastProgram/503698.html

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Die Grenzen der Offenheit

In der russischen Oppositionsbewegung spielen nationalistische und rechte Gruppen eine wichtige Rolle. Auch die Linksfront tut sich schwer, diese Kräfte auszuschließen. Doch die Stimmen derjenigen, die mit den Faschisten nichts mehr zu tun haben wollen, werden immer lauter.

Mehr als 250 Menschen drängen sich in dem Saal, der vielleicht einem Drittel von ihnen bequem Platz geboten hätte. Nur wer frühzeitig erschienen ist, kann einen Sitzplatz am hufeisenförmig aufgestellten Tischensemble ergattern. An einem Ende thront die Politprominenz, ihr gegenüber und an den Seiten stehen vor allem internationale Kamerateams, darunter auch eines vom ZDF. Das russische Staatsfernsehen sucht man hier vergeblich. Читать далее

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